Ein Blog

Buongiorno Colle Val d’Elsa

Neuer Ort, neues Hotel

Heute morgen bin ich nach Colle Val d’Elsa umgezogen. Zwischen meinem ersten Stopp in der Toscana und dem zweiten liegen gerade einmal knapp 20 km, so dass der Locationwechsel schnell ging. Die Fahrt war recht unspektakulär: vorbei an Feldern und durch ein paar landwirtschaftlich geprägte Orte.

Zeitmaschine

Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde ich mich nach 4 Nächten im abends sehr beschaulichen San Gimignano so langsam wieder an das Leben in der Stadt gewöhnen. Mein Hotel, liegt mitten in Colle Val d’Elsa, dessen Stadtkern architektonisch recht typisch für italienische Städtchen und Gemeinden ist mit eher hässlicher funktionaler Betonarchitektur für Schulen, Rathaus und andere öffentlichen Gebäuden.

Der Name des Hotels verspricht nicht ganz das, was ich erwartet hatte: La vecchia Carteria (die alte Papierfabrik) sieht von außen wie ein gemütlich hergerichtetes ehemaliges Fabrikgebäude aus – was es wohl auch mal war. Innen hat es allerdings den (zweifelhaften) Charme der 70er Jahre. Alles recht dunkel, der dicke beige Teppich im Flur war zu früheren Zeiten mal modern. Das Zimmer ist winzig und ebenfalls sehr dunkel mit hässlichem Holzimitat-Möbeln aus den 70ern (wahrlich original) und in die Jahre gekommenen Mosaikparkett, das hier wahrscheinlich auch schon seit den 70ern liegt. Über dem Bett hängt eine seltsame Raute mit Stoff, hinter der das Licht versteckt ist. Das noch winzigere Bad, in dem man über das Bidet steigen muss, um zur Dusche zu kommen, ist in dunkelblau bis an die Decke gefliest. Was für ein Kontrast zum letzten Hotel, das äußerlich nicht gerade wunderschön war, aber innen zwar durchaus funktional aber geschmackvoll eingerichtet. Und statt wie zuvor in den Hügeln vor San Gimignano einbettet, bin ich jetzt mitten im Ort.

Ich fühle mich in meinem neuen Hotel ein bisschen wie versehentlich im falschen Jahrzehnt aus einer Zeitmaschine gepurzelt. Aber mei, alles hier im Hotel ist sauber und es sind nur zwei Nächte bevor es dann nach Siena geht, das keine 25 km von hier entfernt ist.

Rauchen schadet der Gesundheit

Beim Check-heute Mittag habe ich Bekanntschaft mit der Dame an der Rezeption gemacht, deren sehr dunkle und sehr rauchige Stimme darauf schließen lässt, dass auf Lunge rauchen zu ihren Hobbies zählt. Sie ist zudem etwas ruppig. In Kombination mit ihrer Stimme kann man schon ein bisschen Angst vor ihr haben… Sie hat ein bisschen was von einer sehr strengen Jugendherbergsmutter. Vielleicht muss sie das auch sein, denn das Hotel hat viele Zimmer und ist relativ günstig. Gut möglich, dass hier viele junge Leute und auch Reisegruppen absteigen…

Das Centro Storico auf dem Berg

Natürlich gibt es auch etwas zu sehen in Colle Val d’Elsa: Wenn man zum Centro Storico, der Altstadt, möchte, muss man einen recht steilen Weg hoch gehen. Der Weg ist etwas holprig mit unebenem Kopfsteinpflaster aus Terracotta und mit Gras überwachsen. Der Fahrstuhl, mit dem man etwas weniger beschwerlich ins „Oberdorf“ gelangen könnte, ist außer Betrieb – ich nehme an, noch immer wegen der Pandemie.

Das mittelalterliche Centro Storico von Colle Val d’Elsa.

Aber es lohnt sich sehr, den Weg nach oben auf sich zu nehmen. Nicht so sehr wegen der Aussicht, denn die ist auf den Ort, der schon auch schöne Ecken hat aber eben auch Gebäude neueren Datums, die nicht gerade eine Augenweide sind. Aber die Altstadt auf dem Berg ist schön und ganz ohne Bausünden aus dem letzten oder dem aktuellen Jahrhundert. Dafür gibt es zauberhafte Gässchen, nur ein paar wenige Autos von Einheimischen und überraschend wenig Touristen. Überhaupt scheint das Leben hier recht beschaulich zu sein – vielleicht aber auch nur, weil Sonntag ist.

Mein Plan für den restlichen Tag ist es, mich an die Hotelbar zu setzen und ein Buch zu lesen. Vielleicht bestelle ich mir einen Wein dazu, der mir später dann auch eine gute Bettschwere geben wird.

Se non vieni oggi, vieni domani

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